Fragen als fester und wichtiger Bestandteil des Unterrichts

kommunikationveranstaltung vom 30.11.2005

"Wer jahrelang Fragen als Instrument der kontrolle praktiziert, versäumt und verlernt die schönste und wertvollste Art zu fragen: das offene unvoreingenommene, neugierige Fragen. Wer abfragt, kennt die Antwort schon."

Zunächst einmal erhalte ich durch Fragen
- Informationen
- Gespräche/ Diskussionen werden gestartet
- Argumente des Gegenübers geprüft
- Gespräche geführt
- in Diskussionen wird Zeit gewonnen
- abstrakte Begriffe des Gegenübers werden erläutert

Die Fragetechnik als solche wurde von Sokrates ( 469 - 399 v. Chr.) instrumentalisiert. Er beabsichtigte, durch das "Frage - Antwort - Spiel" ("Hebammentechnik") der Wahrheit näher zu kommen, weil er der Ansicht war, dass wir oftmals unsere Gedanken nicht nach aussen bringen, sondern nur oberflächliches und aufgesetztes Wissen übernehmen. Doch statt dessen sollten wir zum Nachdenken gebracht werden und unser Wissen hinterfragen, welches somit auch die Intention des Lehrers als Fragender sein sollte.
Leider besitzt der Lehrer jedoch ein Fragemonopol, welches auf ein "ausfragen" beruht. Das bedeutet, dass die Frage als bedrohlich empfunden wird, denn der Befragte MUSS immer anworten und oftmals, zum Beispiel in einer Prüfungssituation, wird die Antwort auch noch bewertet.

--> Fatal daran ist meiner Meinung nach, dass diese Bewertung oftmals nicht auf der Sachebene bleibt, sondern als Wertung der Pesron empfunden werden kann: "Nicht deine Antwort ist schlecht, sondern du als Person!". Wie so oft (IMMER???) in der Kommunikation ist eine Beschränkung auf der sachlichen Ebene kaum möglich, da eine soziale Kompenente immer mitspielt, die Beziehungsebene quasi.

Zurück zum fragegeschädigten Lehrer:
Wenn nun die Frage ihren bedrohlichen Charakter besitzt, hat das negative Folgen, z.B.:
- fragt der Fragende nicht mehr, obwohl ihm nicht alles klar ist
- ist die Antwort nicht immer ehrlich
- wird die Frage nicht immer verstanden
- führt die Frage zu Verstörung und anderen Krankheiten.
Demzufolge wird ersichtlich, wie wichtig es als Pädagoge ist, FRAGEN ZU LERNEN / LEHREN!

Grundsätze des pädagogischen Fragens:
1. immer nur 1 Frage zur Zeit stellen,
2. in die Position des Befragten versetzten (Voraussetzungen, Erfahrungen, etc.),
3. somit die Frage an die Welt des Befragten orientieren,
4. die Frage knapp, präzise und verständlich formulieren,
5. Zeit zum Nachdenken geben,
6. ggf. Frage neu formulieren,
7. Fragewörter an den Anfang stellen,
8. Gesprächspartner mit Namen anreden,
9. durch Fragen kann man Andere eher von seiner Meinung überzeugen als mit Aussagen wie "Nun glaub das doch!"...,
10. "Türöffner": Fragen bringen Gesprächspartner zum Sprechen,
11. Fragen ist keine Technik, sondern eine innere Einstellung,
12. eine Frage ist nur dann neugierig, wenn man an dem Anderen interessiert ist,
13. Hilfsfrage: Weiss ich schon genug?,
14. man sollte fragen "mit Freude am Schnüffeln und Graben wie ein Trüffelschwein" (genaues Zitat ist bestimmt in anderen Weblogs zu finden).

Fragevariationen:
1. geschlossene: 2 Antwortmöglichkeiten, einengend und stark gesteuert, ja - nein,
2. offene: W - Fragen (warum? wie? weshalb? etc.), schafft Freiräume, wirken eher motivierend und der Gefragte kann das Gespräch in eine gewünschte Richtung lenken,
3. Spiegelungsfrage: vorheriger Beitrag wird aufgefasst und in Frage formuliert --> FEEDBACKFUNKTION/ Wertschätzung des Gefragten,
4. Rangierfrage: ermöglicht Wechsel der Sichtweise, neue Impulse für festgefahrene Diskussionen,
5. Informationsfrage: Fragender weiss Antwort nicht genau, erwartet von Gefragten genaue Zahlen, Fakten, Antworten,
6. Einschätzungs - oder Einstellungsfrage: Fragender möchte Einstellung, Meinung, Einschätzung des Anderen erfahren,
7. Weiterführende Frage: Realisierbarkeit der vorherigen Antwort wird überprüft,
8. Suggestivfrage: Fragender gibt durch Fragen eigene Meinung wieder und versucht, diese dem Anderen aufzuzwingen,
9. Ja - Frage: "JA" als einzige Antwortmöglichkeit, ein "Ja" begünstigt das nächste...

Zusammenfassung des Frage - Antwort - Prozesses:

1. Frage stellen --> 2. warten --> 3. aktiv zuhören

--> 4. Reaktion - a) Antwort akzeptieren b) auf Antwort eingehen c) ggf. nachfragen

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